Leitzins der EZB bleibt weiterhin auf Rekordtief

Der Leitzins der EZB bleibt nach der letzten Sitzung der europäischen Zentralbanker am 6. Juni 2013 auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, auf das er Anfang Mai abgesenkt worden war. Die Konjunktur sei nicht wie erhofft angesprungen, so EZB-Chef Mario Draghi in seinem Statement, die Zentralbank werde den Leitzins aber vorerst nicht antasten. Experten sehen für die nächsten Wochen und Monate kaum Veränderungen voraus. Damit bleiben die Zinsen für Spareinlagen und Kredite, die eng an den Leitzins der EZB gekoppelt sind, weiter auf niedrigem Niveau.

Leitzins EZB drückt Hypothekenzinsen

Für Häuslebauer und Kapitalanleger, die in Immobilien investieren wollen, sind das ausgezeichnete Nachrichten. Für Sparer, die ihr Geld auf Tages- und Festgeldkonten oder gar auf Sparbüchern parken, verdüstert sich der Horizont. Rund 14,3 Milliarden Euro haben deutsche Sparer nach internen Berechnungen der Bundesbank schon im Jahr 2012 durch die negative Differenz zwischen Sparzinsen und Inflation eingebüßt.

Viele Experten sind sich hingegen einig, dass die Zeit für die Investition in Immobilien nie so günstig war wie im Jahr 2013. Auch wenn unisono von einer übereilten Hypothekenfinanzierung abgeraten wird, sind doch selbst nüchterne Fachleute großer Immobilienportale zur Auffassung gelangt, dass gegenwärtig “bauen solle, wer bauen kann und schon immer bauen wollte”.

Andere Märkte laufen indes heiß: Kapitalanleger in Denkmalimmobilien greifen schon seit einem Jahr kräftig zu, die hohen Steuervergünstigungen schaffen mit Gleichklang mit den niedrigen Hypothekenzinsen einen nie gekannten Boom. In Städten wie Leipzig explodieren die Preise für Baudenkmäler, seit 2011 gab es jährliche Preissteigerungen von bis zu 10 Prozent. Das ist kein Wunder, denn Hypothekenzinsen bewegen sich teilweise höchstens knapp über Inflationsniveau.

Lohnen sich noch Tages- und Festgeld?

Was das Festgeld angeht, stellt sich die Frage, wohin sich der Leitzins der EZB in den nächsten zwei Jahren bewegen könnte. Festgelder mit etwas längerer Laufzeit notieren immerhin noch in günstigen Fällen deutlich über 3,00 Prozent, also über Inflationsniveau. Sollten die Leitzinsen aber deutlich steigen und Tages- und Festgeldzinsen mitziehen, würden sich diejenigen ärgern, die sich 2013 für eine langfristige Festgeldanlage über zwei, fünf oder gar zehn Jahre entschieden haben.

Tagesgeld gleicht gegenwärtig mit Müh und Not die Inflation aus, mehr nicht. Das ist dennoch besser, als das Geld unters Kopfkissen zu legen und durch die Inflation real einzubüßen.

Ausblick auf mögliche Zinsentwicklung

Wie sich der Leitzins der EZB in den nächsten Jahren entwickelt, gehört also zu den spannendsten Fragen für Anleger wie potenzielle Kreditnehmer. Vorläufig hat die EZB ihre Konjunkturprognose für die gesamte Euro-Zone gesenkt, man erwartet für das europäische BIP im Jahr 2013 eine leichte Rezession um -0,6 Prozentpunkte. Im März waren die Europäischen Zentralbanker noch von -0,2 Prozent für das laufende Jahr ausgegangen. Damit dürfte der Leitzins der EZB vorläufig auf seinem Rekordtief verharren.

Autor

Thomas Hönscheid

Beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren beruflich mit Finanzprodukten. Er ist Bank- und Diplom-Kaufmann weitere Infos zum Autor