Sollzins

Der Sollzins, üblicher ist die Verwendung der Pluralform Sollzinsen, bezeichnet den Zinssatz, welchen ein Kreditinstitut seinen Kunden für die Inanspruchnahme von Krediten berechnet. Ursprünglich wurde lediglich der für einen in Anspruch genommenen Dispositionskredit auf einem Girokonto zu zahlende Zins als Sollzins bezeichnet, inzwischen hat sich der Begriff auf sämtliche Formen von Kreditzinsen ausgedehnt.

Sollzinsen im Zusammenhang mit Girokonten

Bei einem Girokonto werden in der Umgangssprache die gesamten für den Dispositionskredit zu zahlenden Zinsen nicht als Sollzinsen, sondern unzutreffenderweise als Überziehungszinsen bezeichnet. Tatsächlich liegt eine Kontoüberziehung jedoch nur dann vor, wenn der Sollsaldo eines Bankkontos höher als vom Kreditinstitut zugesagt ausfällt.

Eine Berechnung der für eine Kreditlinie zu zahlenden Sollzinsen ist ausschließlich für die tatsächlich in Anspruch genommenen Beträge erlaubt, Bereitstellungszinsen dürfen Banken weder für einen Dispositionskredit noch für einen vom Bankkonto unabhängigen Verfügungsrahmen berechnen.

Habenzinsen bei Geldanlagen

Das Gegenteil der Sollzinsen stellen die Habenzinsen dar, welche Banken Sparern für die Überlassung der Spareinlagen auf beispielsweise ihren Tages- oder Festgeldkonten zahlen.

Kann der Sollzins während der Kreditlaufzeit angepasst werden?

Während der klassische Sollzins bei der Nutzung von Kreditlinien wie dem Dispositionskredit jederzeit durch das Kreditinstitut verändert werden kann, sind Verbraucherdarlehen und Ratenkredite mit einem für die gesamte Laufzeit festgelegten Zinssatz ausgestattet. Bei Kreditlinien geben die meisten Banken an, dass sie die von ihnen berechneten Sollzinssätze regelmäßig an einen bestimmten Referenzwert anpassen.

Bei Ratenkrediten ist die Vereinbarung eines variablen Sollzinssatzes in Deutschland nicht statthaft, so dass diese Variante speziellen Darlehen wie der Baufinanzierung vorbehalten bleibt. Der Sollzins im engeren Sinn – das heißt, der für eine Kreditlinie verlangte Zinssatz – darf hingegen verändert werden, wenn dem Kunden die Grundlagen für die mögliche Preisänderung mitgeteilt werden.

Was ist in Bezug auf den Sollzins zu beachten?

Bei für Bankkonten eingeräumten Kreditlinien ist die Angabe des Sollzinssatzes für den Verbraucher leicht irritierend, da Kreditinstitute die anfallenden Zinsen jeweils zum Quartalsende berechnen und der Kontoinhaber sie von diesem Zeitpunkt an ebenfalls verzinsen muss. Somit tritt bei einem Dispositionskredit im Gegensatz zu einem Ratenkredit der Zinseszinseffekt in Erscheinung, welcher zu einer deutlichen Verteuerung der Kreditkosten führt.

In den meisten Fällen gibt die Bank bei der Vergabe von Krediten zwei verschiedene Zinssätze an, wobei sie einen als effektiven Jahreszins und den zweiten als gebundenen Sollzinssatz bezeichnet. Für den Kreditnehmer maßgeblich ist der effektive Jahreszins, da dieser alle mit der Darlehensvergabe in Verbindung stehenden Nebenkosten beinhaltet. Der gebundene Sollzins ist bei einem Kreditvergleich dennoch bedeutend, da die Bank anhand dieses Wertes die Neuberechnung der Darlehenskosten und des Rückzahlungsplanes nach der vorzeitigen Tilgung einer Teilsumme des vergebenen Kredites vornimmt.