Auswirkungen der Leitzinssenkung für Verbraucher, Spareinlagen und die Börse

Am 5. Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins von 0,25 Prozent auf 0,15 gesenkt. Die Senkung auf ein neues Rekordtief geht einher mit der Festlegung eines Strafzinses, der dann fällig wird, wenn die Banken Geld bei der EZB parken, statt die Konjunktur mit Krediten anzukurbeln. Dazu wird der Einlagenzins unter die sogenannte Nulllinie auf minus 0,10 Prozent heruntergesetzt. Vorher bekamen die Banken Zinsen gutgeschrieben, wenn sie Geld bei der EZB deponierten. In Krisenzeiten wurde der Einlagenzins von den Währungshütern auf null Prozent festgelegt.

UPDATE: Der Leitzins für die EU wurde am 04.09.2014 auf 0,05% gesenkt.

Die jetzige Maßnahme soll die Banken dazu veranlassen, mehr Kredite an Verbraucher und Unternehmen zu vergeben. Indirekt erhoffen sich die Ökonomen der EZB einen Anstieg der Inflationsrate und vor allen Dingen mehr Wachstum in den südlichen Krisenländern in der EU. Den Währungshütern schwebt eine Zielmarke knapp unter 2,0 Prozent vor. Im Mai 2014 ging die Inflationsrate im Euroraum sogar auf 0,5 Prozent zurück.

Vorteile der Zinssenkung für die Verbraucher

Wer einen Dispositionskredit in Anspruch nimmt, kann damit rechnen, dass er evtl. für diesen Kredit nun weniger Zinsen zahlen muss. Insgesamt werden die Zinsen für Kredite geringer ausfallen. Durch die Möglichkeit, an „billiges“ Geld zu kommen, ziehen viele Menschen den Kauf einer Immobilie in Betracht. Auch andere hochwertige Produkte können interessant werden. Die gesteigerte Nachfrage nach Immobilien und wertbeständigen Produkten treibt allerdings deren Preise hoch. Es kann eine Immobilienblase entstehen, wie es sich bereits in einigen Ballungsgebieten Deutschlands andeutet.

Die Vorteile der Leitzinssenkung liegen eindeutig auf der Seite des Staates, der etliche Milliarden im Jahr an Schuldzinsen spart. Insgesamt profitieren alle hochverschuldeten Länder. Verschuldete Verbraucher haben die Gelegenheit, teure Altkredite umzuschulden. Aufgeschobene Anschaffungen lassen sich nun leichter finanzieren.

Perspektiven für die Sparer

Für die Sparer bedeutet der Niedrigzins, dass die ohnehin schon geringen Zinsen für Spareinlagen, Tagesgeld- und Festgeldkonto weiter sinken werden. Das hat auch Folgen für die Altersvorsorge in Form einer Lebensversicherung, denn der minimale Leitzins macht es den Versicherern sehr schwer, die bei Vertragsabschluss gegebenen Garantieversprechen einzuhalten. Befürchtungen, dass der Minuszins an die Sparer weitergegeben wird, wurden bisher von den Sprechern der Banken und Sparkassen zurückgewiesen.

An der Börse sorgte die Entscheidung für einen neuen Rekord beim Deutschen Aktien Index (DAX), der in seiner 26-jährigen Geschichte erstmals über 10.000 Punkte sprang. Wer überlegt, in Aktien zu investieren, muss bei jedem Kursanstieg auch mit Rückschlägen rechnen. Ob die Immobilie die geeignete Alternative zu Sparbrief und Festgeldkonto ist, hängt nicht nur von den persönlichen Lebensumständen des Investors, sondern auch von dem Entwicklungspotentials des Immobilienstandorts ab.

Autor

Thomas Hönscheid

Beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren beruflich mit Finanzprodukten. Er ist Bank- und Diplom-Kaufmann weitere Infos zum Autor